Wirtschaftspraktikum an Gymnasium und Gesamtschule

12. Jahrgang

Ziele

Das Wirtschaftspraktikum ist die effektivste Form der Begegnung von Schule und Arbeitswelt. Es verbindet schulisches und außerschulisches Wirtschaftslernen, die im Unterricht erarbeiteten wirtschaftlichen Grundlagen mit Einblicken in die betriebliche Praxis. Über das Betriebspraktikum der Mittelstufe hinausgehend soll das Wirtschaftspraktikum im Rahmen der Möglichkeiten des Betriebes einen weitergehenden Einblick in Struktur, Arbeitsprozesse, Markteinbindung, soziale Aspekte, unternehmerische Entscheidungen und Zukunftsperspektiven des Praktikumsbetriebs geben. Auch das Kennenlernen der Arbeitsabläufe und die praktische Erfahrung eines Arbeitstages sind wichtige Teile des Wirtschaftspraktikums. Darüber hinaus fördert es das Kennenlernen der regionalen Wirtschaft und kann auch eine berufliche Orientierungshilfe darstellen.

Die Schüler/innen sollten möglichst – wenn im Betrieb vorhanden – einen Einblick in mehrere Abteilungen, Bereiche oder Tätigkeitsfelder (wie Produktion /Dienstleistung, Einkauf, Vertrieb, Rechnungswesen, Personalwesen, Marketing) und einen Gesamtüberblick über den Betrieb gewinnen.

Rahmenbedingungen

Das Wirtschaftspraktikum dauert nach Schulen verschieden zwischen einer Woche und zwei Wochen. Es findet im 12. Jahrgang statt. Die Schüler/innen sind zumeist 17-18 Jahre alt. Das Praktikum wird fächerübergreifend vor- und nachbereitet, wobei der unterrichtliche Schwerpunkt im Fach Wirtschaft/Politik und dort vor allem in einer besonderen betriebswirtschaftlich orientierten Unterrichtseinheit im 12. Jahrgang liegt.

Während des Praktikums erfolgt ein Besuch durch eine Fachkraft der jeweiligen Schule. In den meisten Schulen fertigen die Schüler/innen einen Bericht an, der bewertet wird. Dieser Bericht wird bei Interesse den jeweiligen Betrieben gerne zur Verfügung gestellt.

Da es sich bei einem Wirtschaftspraktikum um eine schulische Veranstaltung handelt, ist der Unfallschutz gegeben.

Die Erfahrungen vieler Jahre zeigen, dass das Wirtschaftspraktikum von den Schülerinnen und Schülern mit großem Einsatz und Interesse angenommen wird.

Unterrichtliche Voraussetzungen

Wenn Sie wissen möchten, von welchen wirtschaftlichen Kenntnissen Sie bei unseren Schüler/innen ausgehen können, hier ein Überblick über die unterrichtlichen Voraussetzungen:

Der Schwerpunkt der ökonomischen Bildung liegt in der Oberstufe ( Jahrgang 11-13) im Fach Wirtschaft/Politik. Zu dessen wirtschaftsorientierten Bestandteilen zählen:

Kursthema 12.1: Wirtschaft in Theorie und Praxis Das Kursthema besteht aus den beiden folgenden Unterthemen.

Bitte berücksichtigen Sie: Das Thema „Wirtschaft in einer sich wandelnden Welt“ ist zumeist bei Beginn des Praktikums noch nicht oder nicht vollständig behandelt worden, denn zeitlichen Vorrang muss natürlich zunächst das folgende Thema haben: Die Unternehmung. Das ist das Kernthema in der direkten Vorbereitung für das Wirtschaftspraktikum und die Schulen bemühen sich, hier möglichst viele betriebswirtschaftlichen Grundlagen zu vermitteln!

Wirtschaft in einer sich wandelnden Welt

Themen   Inhalte
     
Wirtschaftsordnung   - Marktwirtschaft Soziale Marktwirtschaft Zentralverwaltungswirtschaft - Transformation in Ostdeutschland die Rolle von Markt und Staat
     
Wirtschaftspolitische Zielsetzungen/ wirtschaftliche Entwicklung in der Bundesrepublik Deutschland   konjunkturelle Entwicklung hoher Beschäftigungsstand, Arbeitslosigkeit, stetiges Wirtschaftswachstum, Strukturwandelstabiles Preisniveau, Inflation, außenwirtschaftliches Gleichgewicht, Zahlungsbilanz, Leistungsbilanz...
     
Grundkonzeptionen   Nachfrageorientierung, Angebotsorientierung
     
Wirtschafts- und Konjunkturpolitik in der Praxis   Finanz- und Fiskalpolitik des Staates (Einnahmenpolitik, Ausgabenpolitik, Saldenpolitik/Sparen, Kredit, Staatsverschuldung) Geldpolitik der EU
     
Standort Deutschland   Deutschland im Strukturwandel, Staatsquote und Umverteilung, Lohnkosten, Produktivität, Lohnstückkosten, Arbeitszeit- und Beschäftigungsmodelle, Arbeitsethik und Innovationsbereitschaft, Rechtliche Rahmenbedingungen (Transaktionskosten), Marktversagen (öffentliche Güter) und Staatsversagen

Die Unternehmung

Themen   Inhalte
     
Einführung   Begriffe: Betriebswirtschaft, Betriebe, Unternehmen, Überblick über den betrieblichen Transformationsprozess
     
Grundentscheidungen der Betriebsführung   Kriterien für die Standortwahl, Gründung und Rechtsformen, Aufbauorganisation, Grundlagen unternehmerischer Entscheidungsfindung
     
Die betrieblichen Grundfunktionen   Beschaffung und Lagerhaltung, Produktion und Kosten, Absatz, Investition und Finanzierung
     
Die Unternehmung im Spannungsfeld ökonomischer, politischer und gesellschaftlicher Interessen   Ökologische Verantwortung, Wirtschaft und Ethik, Konkurrierende Interessen zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern (z.B. Kündigungsschutz, Mitbestimmung, Tarifauseinandersetzungen), Betriebliche Flexibilität und Flächentarif, Organisation der Arbeit, Qualifikation in Aus- und Weiterbildung, Personalentwicklung, Frauen in Berufs- und Arbeitswelt

Einige Grundlagen der sozialen Marktwirtschaft wurden bereits im 11. Jahrgang vermittelt. Dort ist eines der drei Kursthemen wirtschaftlich orientiert:

Kursthema: Die soziale Marktwirtschaft

Themen   Inhalte
     
Grundbegriffe, Mittel und Ziele des Wirtschaftens   Güterknappheit, menschliche Bedürfnisse als Triebkraft des Wirtschaftens, ökonomisches Prinzip
     
Grundlagen des marktwirt-schaftlichen Systems   Wirtschaftsliberalismus, Der Wirtschaftskreislauf, Markt-Preisbildung, Marktformen, Konsumenten-, Produzentensouveränität, Unternehmertum und Selbständigkeit
     
Der Verbraucher in der Marktwirtschaft   Zielvorstellung privater Haushalte, Verbraucherschutz, Verbraucherpolitik
     
Die Soziale Marktwirtschaft und die politischen Rahmenbedingungen   Verteilungspolitik, Wettbewerbsordnung, Tarifautonomie

Bitte berücksichtigen Sie:

 

Diese Lehrpläne stellen Maximalvorstellungen dar, die allenfalls in den sogenannten Leistungskursen mit 4-5 Wochenstunden bewältigt werden können. Leistungskurse gibt es erst vom 12. Jahrgang an und sie können nur in zwei von den vielen Fächern der Schüler/innen gewählt werden. Und Fächer wie Deutsch, Mathematik und Englisch sind natürlich auch wichtig.

Das heißt: Die meisten Schüler/innen belegen das Fach Wirtschaft/Politik als sogenannten Grundkurs. Grundkurse werden zumeist mit 2-3 Wochenstunden unterrichtet, das bedeutet de facto 25 bis 35 Stunden im Halbjahr. In dieser relativ kurzen Zeit können natürlich nur einige wichtige Teile des Lehrplanangebots angemessen unterrichtet werden.

Bei allen erläuterten Abstrichen kann aber davon ausgegangen werden, dass wichtige Grundlagen über wirtschaftliche Zusammenhänge im Unterricht behandelt wurden. Die Schüler/innen gehen also in der Regel vorbereitet in das Wirtschaftspraktikum.

 

Betriebspraktikum an Gymnasien (9. oder 10. Klasse)

 

Das Betriebspraktikum findet zunehmend auch an den Gymnasien statt. Es dient der Erkundung und dem persönlichen Erleben des Arbeitsalltags, ermöglicht Einblicke in betriebliche Abläufe und bietet häufig auch die Möglichkeit einer ersten beruflichen Orientierung.

Doch ist zu bedenken: Anders als bei den Praktika von Real- und Hauptschulen befinden sich die Schüler/innen der Gymnasien meist in der Mitte ihrer schulischen Laufbahn und die Auswahl vieler Praktikumsplätze kann naturgemäß nicht nur unter dem Gesichtspunkt der eigenen beruflichen Perspektiven erfolgen.

Das Betriebspraktikum hat eine Dauer von- nach Schulen verschieden - ein bis zwei Wochen. Es findet in der 9. oder 10. Klasse statt, die Schüler/innen sind also 15-16 Jahre alt.

Die Praktikanten werden durch eine Lehrkraft besucht, es besteht Unfallversicherungsschutz. Die Schulen bemühen sich um eine betriebswirtschaftlich orientierte Vorbereitung.

Das ist allerdings an den Gymnasien nicht ganz einfach, weil es ein Fach Wirtschaft in der Mittelstufe noch nicht gibt, die Vorbereitung kann also nicht mit der des Wirtschaftspraktikums verglichen werden.

Rolf Glawischnig